18.März 1944: Dieter Birr geboren Dieter "Maschine" Birr: Das Gesicht der Puhdys
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Er ist eine Legende: Dieter "Maschine" Birr, Frontmann der Puhdys. Der Musiker hat Höhen und Tiefen erlebt. Heute feiert er seinen 77. Geburtstag.
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Pfingsttreffen in Ostberlin, im Mai 1989. Auf dem August-Bebel-Platz stehen 80.000 Menschen, die ein besonderes Konzert besuchen: Die Puhdys feiern 20. Jubiläum und zugleich ihren Abschied. Die "Good-Bye-Tour" hat Frontmann Dieter Birr im Sommer des Wendejahres verkündet. Dabei befinden sich die Puhdys auf dem Zenit ihrer Karriere: 17 Langspielplatten, weltweit 20 Millionen verkaufte Tonträger, Verträge im Westen, Reisefreiheit.
Das war eigentlich eine Entscheidung von unserm Manager. Der Harry, der hat immer gesagt: "Wir haben alles erreicht in der DDR und wir sollten aufhören." Wir wollten gar nicht aufhören. Irgendwann waren dann wirklich die Plakate fertig: "Good-Bye-Tour" und dann haben wir das gemacht. Wir haben 1988 beschlossen, aufzuhören und ein Jahr später haben wir’s gemacht.
Der Außenseiter
Dieter Birr kommt über ein Handgemenge auf dem Schulhof zur Musik. Ein Mitschüler provoziert ihn mit blöden Sprüchen. Doch obwohl Birr als Außenseiter Kämpfen eher aus dem Weg geht, haut er zu. Danach werden der Mitschüler Klaus und Dieter die besten Freunde. Sie spielen Gitarre und schneiden auf ausrangierten Tonbandgeräten Musik zusammen. So entsteht Dieter Birrs erster eigener Song "Susi Baby-Twist". Birr will weiter Musik machen und verbessert sein Gitarrenspiel. Zunächst lernt er noch Universalschleifer, landet dann aber doch bei verschiedenen Bands wie Telestar, Luniks, Jupiters und bei Evgenie Kantschev. Ab 1969 gibt Dieter Birr den Puhdys ein Gesicht. Seine Musikerkollegen verpassen ihm den Spitznamen "Maschine", weil er immer Hunger hatte und essen kann wie eine "Fressmaschine". Ihren ersten Auftritt haben sie am 19. November 1969 im Freiberg Klub "Tivoli". Schnell werden sie in der Szene zum Geheimtipp.
Der Durchbruch
Die Puhdys schlagen neue Töne an und texten provokant. Ihre Vorbilder sind Deep Purple und Led Zepplin. Doch damit sie im Hörfunk gespielt werden und im DDR-Fernsehen auftreten können, brauchen sie deutsche Texte und Eigenkompositionen. Das ist ein Kompromiss, der Erfolg bringt. 1971 landen sie ihren ersten Hit mit "Türen öffnen sich zur Stadt". Ihren Durchbruch haben sie zwei Jahre später, mit dem Lied "Wenn ein Mensch lebt" – es ist die Filmmusik zum DEFA-Kultfilm "Die Legende von Paul und Paula". 1979 veröffentlichen die Puhdys ihr Jubiläums-Live-Doppelalbum. Für Dieter Birr hat das Jahr noch einen weiteren Höhepunkt: Am 1. August heiratet er zweite Frau Sylvia, hunderte Puhdys-Fans warten vom Standesamt.
Die Puhdys - eine "Staatsband"?
Im Laufe der Jahrzehnte ändert sich aber das Image der Puhdys. Damit sie uneingeschränkt auftreten dürfen und Zensur und Berufsverbot umschiffen, sind sie kompromissbereit. Als Lieblinge von FDJ und SED habe sie Konzerte in allen großen Häusern der Republik und dürfen auch in Westdeutschland auftreten. 1982 erhalten sie als erste Rockband den Nationalpreis der DDR. 1984 schreibt Dieter Birr einen Auftragstitel für die FDJ-Veranstaltung "Rock für den Frieden", den Song "Das Buch".
Das hing damals damit zusammen, dass wir mal irgendein Weltfestspiel-Lied gemacht haben. Das haben war aber gar nicht von uns geplant, das nahmen die einfach als Weltfestspiel-Lied. Und dadurch kam dieser Ruf, aber es gab ja wenig Bands, die wirklich Aufruhr machen. Renft war das und die haben auch Konsequenzen daraus gezogen.
Die DDR ist 1989 gespalten, was die "Puhdys" angeht. Im Spannungsfeld von Fans, Neidern und Gegnern scheint es eine weise Entscheidung zu sein, die Rockband aufzugeben. Doch Dieter Birr kann es nicht lassen. Schon Anfang 1990 gründet er eine neue Band "Maschine und Männer". Jetzt spielt er allerdings von 50 statt vor 50.000 Zuhörer.
Plötzliches Comeback
1992 sind die Puhdys überraschend wieder da. Mit den ersten Enttäuschungen nach der Wende erinnern sich die Menschen im Osten wieder an die "gute alte Zeit" und die Klassiker aus den 1980er Jahren. Die Presse frotzelt, aber am 19. Juni 1999 feiern die Puhdys 30. Jubiläum mit einem Konzert in der ausverkauften Berliner Waldbühne mit 22.000 Fans. Das Leben könnte schöner nicht sein, bis Dieter Birr 2003 plötzlich zusammenbricht. Monatelang hatte er sich schlapp, müde und ausgelaugt gefühlt, bis er eine Gesichtslähmung bekommt und im Krankenhaus landet. Nach einigen Untersuchungen lautet die Diagnose Borreliose, ein Zeckenbiss zieht den "Mick Jagger des Ostens" aus dem Verkehr. Drei Wochen muss er in der Klinik bleiben.
Also bevor ich ins Krankenhaus kam, waren die letzten beiden Konzerte so schlimm gewesen, dass ich mich wirklich krampfhaft zusammengerissen habe, um das durchzuziehen. Ich dachte ständig: 'Hoffentlich kippst du nicht um.' Das war ein traumatisches Ereignis."
Zeitweise ging es Dieter Birr danach einen Gang langsamer an. Er hörte auf zu rauchen, fuhr regelmäßig Fahrrad. Mag er inzwischen selbst "alt wie ein Baum" sein, wie es in einem der Puhdys-Ohrwürmer heißt, so brachte Birr doch immer noch neue Alben heraus.
Die Serie: "Tapetenwechsel - Prominente über 25 Jahre Mauerfall" 1989 begann für die Ostdeutschen ein neues Leben. Was sich bei Prominenten wie Achim Mentzel, Winfried Glatzeder oder Ute Freudenberg verändert hat und welche Rolle ihre Herkunft spielt, erzählt unsere GMD-Serie.