Die Puhdys sind längst Geschichte, doch Frontmann Dieter Birr ist immer noch fleißig und aus der musikalischen Öffentlichkeit nicht wegzudenken. Am Montag wird der große DDR-Rockstar 75 Jahre alt. Und ja, wir schreiben es jetzt aber wirklich nur einmal: Er befindet sich noch längst nicht in „Rockerrente“, sondern zieht weiter ordentlich durch – so wie es „Maschine“ schon im gleichnamigen Song versprach.
Immer noch aktiv, immer unterwegs, Birr wird einfach nicht müde. Am 11. April etwa kommt er in den Neubrandenburger Güterbahnhof. Und damit kommt er auch ein wenig nach Hause, denn mit der ehemaligen Bezirkshauptstadt verbindet ihn wohl einer der wichtigsten Tage seines Lebens: der 1. August 1979. An jenem Sommertag heiratete „Maschine“ seine Sylvia.
Sie kommt aus Neubrandenburg und hat dem Puhdys-Frontmann seinerzeit sofort den Kopf verdreht. Was insofern bemerkenswert war, als dass Birr gerade in Scheidung lebte und sich eigentlich nicht so schnell neu binden wollte, wie er der „Super Illu“ Anfang des Jahres erzählte. Doch die Liebe war stärker als die vermeintliche Vernunft! Es vergingen gerade einmal vier Monate zwischen der ersten Begegnung und der gemeinsamen Hochzeit.
Der Super Illu erzählte das Paar, das sich nun seit 40 Jahren kennt und liebt, wie alles anfing. Sylvia war Praktikantin im einstigen Hotel „Radisson“, in dem die Puhdys gerade untergebracht waren. Dieter Birr sah die junge Frau, sprach sie sofort an – und fing sich erst mal eine Abfuhr ein. „Aber ich war zu gut erzogen“, sagte Sylvia Birr. Sie habe sich „erst mal nicht auf ihn eingelassen.“
Birrs typische Reibeisen-Stimme hat die Songs geprägt
Doch der Rocker ließ nicht locker und versuchte erneut sein Glück. Ob sie sich denn nicht doch treffen könnten, habe er sie gefragt. Nun ja, vor halb zwei nachts käme sie nicht raus, aber das war „Maschine“ egal, wie er dem Magazin sagte. Und so trafen sie sich – auf dem Platz gegenüber des Hotels, mitten im Nebel, nachdem sie zweimal aneinander vorbeigelaufen waren. Doch dann wusste auch Sylvia sofort, dass er der Richtige war. „Als wir uns dann aber endlich gefunden hatten, war zwischen uns sofort alles klar“, sagte sie der „Super Illu“.
Vier Monate später dann die Hochzeit und der Umzug nach Berlin. Und dann: erst mal eine Russlandtour mit den Puhdys. Seine zweite große Liebe, die zwar mittlerweile seit drei Jahren formal beendet ist. Aber jeder weiß doch: Diese Männer verbindet das Wissen, eine der größten Rockbands der DDR gewesen zu sein. Bandrente hin oder her, so etwas hält ewig!
„Alt wie ein Baum“, „Das Buch“, „Wenn ein Mensch lebt“ und, und, und: Dutzende Hits aus DDR-Zeiten und auch aus den Jahren nach dem Mauerfall sind von der typischen Reibeisen-Stimme Birrs geprägt. Fast ein halbes Jahrhundert war „Maschine“, gelernter Universalschleifer, die Stimme der Puhdys. Bis zum Fall der Mauer wurden sie zwölfmal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt. Er schrieb auch die meisten Songs der Band, zu deren Abschiedskonzert im Januar 2016 rund 11.500 Fans kamen.
Pläne bis ins Jahr 2020
Danach ging es für den fleißigen Sänger Birr, der gerne mit Sonnenbrille auf der Bühne steht, nahtlos weiter. Nur wenige Monate nach dem letzten Puhdys-Konzert erschien sein Solo-Album „Neubeginner“. Es war schon seine dritte Solo-LP – nach der DDR-Produktion „Intim“ (1986) sowie „Maschine“ (2014).
„Maschine“ ist aber auch jetzt nicht rastlos. Der Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist hat schon musikalische Pläne bis ins Jahr 2020 hinein. „Mein Beruf hält jung – man ist immer in Action“, sagt er. Dem 1,90 Meter großen Musiker ist sein Alter nicht anzusehen und anzumerken.
Für seine Solo-Projekte holt „Maschine“ Musiker mit auf die Bühne, die in der Szene einen guten Ruf haben. So zum Beispiel Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker und Karat-Bassist Christian Liebig – zwei andere riesige DDR-Rock-Größen. „Ich bin zufrieden, dass ich so tolle Musiker um mich hab“, sagt der Sänger bescheiden.
Gibt es vielleicht doch noch ein Puhdys-Comeback?
Wenn Birr tourt, stehen meist mehrere Generationen auf der Bühne. Für seine „Alle Winter wieder“-Tour samt viertem Solo-Album Ende 2018 engagierte er etwa Prinzen-Sänger Tobias Künzel (54), Schlagersängerin Kerstin Ott (37 – „Die immer lacht“) und die damals zehnjährige Violinistin Gina-Sophie Gaebelein.
Und auch jetzt begleiten Birr seine Puhdys. Derzeit ist er mit der Talkshow „50 Jahre Puhdys“ auf Tour, die am 11. April eben auch im Neubrandenburger Güterbahnhof Station macht. „Da erzähle ich, was ich alles erlebt habe und mache auch Musik“, sagt Birr.
Zum Schluss muss aber auch diese Frage erlaubt sein: Gibt es in „Maschines“ Jubiläumsjahr vielleicht auch noch ein Puhdys-Comeback – einmalig oder für länger? Die Band ging 2015 auf Abschiedstournee. Birr weiß, wie sehr sich das immer noch viele Fans wünschen. „Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die das gerne hätten. Aber wir haben gesagt, es ist wirklich der Abschied.“ Und weiter: „Es ist nicht einfach, loszulassen. Ich hab mich inzwischen daran gewöhnt.“ Klingt dann irgendwie doch wie die Rockerrente – zumindest was die Puhdys betrifft.
Karten für die Talkshow „50 Jahre Puhdys“ am 11. April im Neubrandenburger Güterbahnhof gibt es auch auf www.nordkurier.de/tickets.
Kommentare (1)
Nicht Maschine sondern Quaster!
... kleine Korrektur, "Alt wie ein Baum" wurde von Quaster Hertrampf gesungen, nicht wie sonst eigentlich immer, von Maschine Birr...